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Lesepraxen im Medienzeitalter

Projektdokumentation

Ritter/Ritter 2020

Ritter/Ritter 2020

Ritter/Ritter 2020

Projektteam

Prof. Dr. Michael Ritter

Dr. Alexandra Ritter

studentische Hilfskräfte

Projektumfang

Sachbeihilfe im Umfang von 13.000 Euro

Projektpublikationen

Ritter, Alexandra/Ritter, Michael (2020): Lesepraxen im Medienzeitalter. Vorlesegespräche zu analogen und digitalen Bilderbüchern. Ein Projektbericht. München: kopaed.    

Ritter, Alexandra/Ritter, Michael (2021): Digitales Lesen als Zugang zu Elementarer Schriftkultur. In: Schüler, Lis (Hrsg.): Elementare Schriftkultur in heterogenen Lernkontexten. Zugänge zu Schrift und Schriftlichkeit. Seelze-Velber: Klett-Kallmeyer, 191-204.

Ritter, Alexandra/Ritter, Michael (2020): Buch oder Bühne. Bilderbuch-Apps gemeinsam lesen und erkunden. In: Grundschule Deutsch H. 65, 34-36.

Dehn, Mechthild im Gespräch mit Alexandra und Michael Ritter (2020): Chancen und Herausforderungen von Bilderbuch-Apps. Rubrik: Einblicke in Forschung. In: Die Grundschulzeitschrift H. 319, 46-49.

Ritter, Alexandra (2020): Interaktiv lernen mit Apps. Apps zur Lese- und Schreibförderung nutzen. In: Grundschulunterricht Deutsch H. 4/2020, 12-15.

Orland, Clara-Charlotte/Ritter, Michael (2019): Lesetradition und Medienwandel. Überlegungen zur Erforschung von Lesepraxen und Leseerwerb unter sich ändernden schriftkulturellen Bedingungen. In: kjl&m H. 4, 70-74.

Ritter, Michael (2019): Bilderbuch-Apps. Fachlexikonbeitrag auf kinderundjugendmedien.de: http://kinderundjugendmedien.de/index.php/152-fachlexikon/fachdidaktik/2735-bilderbuch-apps   

Ausgangslage

Digitale Datenverarbeitungs- und Kommunikationstechnologien verändern nicht nur konkrete Alltagsvollzüge, sie haben auch einen erheblichen Einfluss auf bildungsbezogene Praktiken der Informationsgewinnung und -verarbeitung; bis hinein in informelle Bildungsbereiche von Persönlichkeitsentwicklung und Enkulturation, z.B. beim Lesen belletristischer Literatur (vgl. Dawidowski 2009; JuLit 2/2013).
Dabei ist bislang weitgehend ungeklärt, inwiefern veränderte semiotische Strukturen digitaler Lektüreangebote zu veränderten psycholinguistischen Anforderungen und Routinen der Lektüre führen (vgl. Dawidowski 2013); bzw. im Bildungskontext auch andere Anforderungen an die didaktische Modellierung von Prozessen der Leseförderung und literarischen Bildung konzeptualisiert werden müssen (vgl. Bertschi-Kaufmann/Härvelid 2007).
Ein besonderes Phänomen auf dem Markt digitaler Lektüreangebote sind die vornehmlich an Kinder adressierten Bilderbuch-Apps, digitale und in der Regel narrativ dominierte Bild-Text-Anwendungen, die sich einerseits durch  medienkonvergente Transformationstendenzen analog-buchkultureller Strukturmerkmale auszeichnen (nicht selten auch als metafiktionale Strukturen im Stil postmoderner Bilderbuchformate (vgl. Sipe/Pantaleo 2008)), andererseits aber auch neue Strukturen narrativer Progression und interaktiver Leser*innenführung etablieren (vgl. Ritter 2013, 2016).

Fragen, Ziele, Hypothesen des Projekts

Das Vorhaben soll auf zwei Ebenen Erkenntnisse liefern:

  • Inwiefern verändern die sog. „neuen Medien“ Zugänge zu gesellschaftlich als relevant erachteten Bildungsgütern wie der Literatur (auch unter dem Fokus Heterogenität/Bildungsgerechtigkeit)? Wie verändert das digitale Lesen den „Akt des Lesens“ an sich in kognitiver, sozialer und interaktiver Perspektive?
  • Welche Bedeutung ist der Digitalisierung hinsichtlich der Veränderung von Lesepraxen (in der Schule wie auch an der Universität) zuzuschreiben? Wie ist mit einer stärkeren Fokussierung auf digitale Literatur umzugehen? Welche didaktischen Konsequenzen sind zu ziehen (Lesesozialisation, Leseförderung, Literarisches Lernen)?

Insofern leistet das geplante Vorhaben einen aktiven Beitrag zur Erweiterung fachdidaktischen Wissens wie auch zum professionellen Umgang mit sich verändernden Medien(erfahrungs)welten.

Verortung im Rahmen des Forschungsförderprogramms (FFP) des LLZ

Das Vorhaben schließt an den zweiten inhaltlichen Schwerpunkt des FFP an. Es handelt sich um Grundlagenforschung zu Prozessen und Mechanismen bildungsrelevanter Aktivitäten, konkret von Lesepraxen im Kontext literarischer Lernprozesse. Zu Fragen ist nach dem Einfluss transformativer und medienkonvergenter Entwicklungstendenzen auf die Rezeptionsprozesse von Lernenden: Grundschüler*innen und Studierenden der Lehrämter an Grund- und Förderschulen im Vergleich.
Damit sollen grundlegende Fragestellungen nach konzeptionellen Konsequenzen der Digitalisierung des Buchmarktes als bildungsrelevantes Feld in den Blick genommen werden.

Arbeitsprogramm und Timeline

Im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes sollen im Rahmen eines Seminars (Adressat*innen sind Studierende des Fachs Grundschuldidaktik Deutsch, Lehrämter an Grund- und Förderschulen) Lesepraxen von Erwachsenen und Kindern im Umgang mit digitaler Literatur (Bilderbuch-Apps) beobachtet und untersucht werden. Der Fokus ist dabei auf die Frage zu richten, inwiefern sich die kognitiven, sozialen und interaktiven Dimensionen des Lesens im Umgang mit einer veränderten semiotischen Präsentationstechnologie verändern. Methodologisch orientiert sich das Vorgehen an Konzepten der Grounded Theory Methodology (GTM, vgl. Strauss 1998; Hülst 2012) und der Ethnografie (Breidenstein et al. 2015).
Es wird darum gehen, neben der Erschließung des Feldes über vorhandene Studien eigene Fragestellungen an Lektürepraxen von Kindern und Erwachsenen zu formulieren und im Zuge materialakquirierender Verfahren der teilnehmenden Beobachtung und Simulation von Lektüresituationen sowie der Befragung Lesender Auskünfte über Einstellungen, Strukturen und Praktiken unter dem Eindruck digitaler Transformationsprozesse zu erhalten.

TimelineAufgaben
WiSe 2018/19Dokumentenanalyse: Aktualisierung Forschungsstand
Recherche zu digitaler Literatur, digitalem Lesen und Erwerbsfragen (SHK)
2 Wissenschaftliche Hausarbeiten zum Ersten Staatsexamen
SoSe 2019Pilotstudie – Vorbereitung der empirischen Erkundungen
Erarbeitung der Seminarkonzeption
WiSe 2019/20Durchführung eines forschungsorientierten Lehrprojektes:
Erarbeitung und Erforschung studentischer Fragestellungen im Themenspektrum
gegenstandsangemessene Methodik und Auswertung, Vorbereitung einer Präsentation
Unterstützung der Forschungspraxis (Organisation, Datenverarbeitung, Moderation, etc.) durch SHK
SoSe 2020Erarbeitung weitere Wiss. HA zum Ersten Staatsexamen (im Anschluss an Seminar)
Erarbeitung von Projektpublikation
ggf. Tagungsbesuche – mit Studierenden

Eigene Vorarbeiten

Das Projektteam arbeitet seit 2013 intensiv an der literaturwissenschaftlichen Modellierung des Phänomens der Bilderbuch-Apps. Entstanden sind Vorträge/Publikationen – auch empirische Fallstudien zu kindlichen Rezeptionsprozessen:

  • Michael Ritter (2013): Innovative Grenzgänge oder oberflächliche Effektheischerei? Tendenzen der Transformation literarischer Welten in Kinderbuch-Apps. In: Zeitschrift für ästhetische Bildung H. 1, o.S. URL: http://zaeb.net/index.php/zaeb/article/view/70/65    (Stand: 24.11.2017)
  • Michael Ritter (2014): Bilderbuch-Apps für Smartphones und Tablets – mehr als eine technologischeSpielerei?! In: Sache-Wort-Zahl H. 139, S. 8-11 .
  • Michael & Alexandra Ritter (2014): Aus dem Rahmen gefallen?! Bilderbücher in Medienverbund. In:Lesefutter, S. 7-21.
  • Michael Ritter (2015): Lesenlernen und Leseinitiation – keine Fragen der Medialität?! In: KulturelleBildung. Reflexionen. Argumente. Impulse. Heft 13, S. 70-72.
  • Michael Ritter (2016): Märchen-Apps zwischen Spiel und Erzählung. Eine Spurensuche. In: kjl&m Heft 2, S. 23-32.
  • Alexandra & Michael Ritter (2016): Papierdenken im Datenstrom. Kindliche Lesarten von Bilderbüchern und ihren Apps. In: Scherer, Gabriela/Volz, Steffen (Hrsg.): Im Bildungsfokus: Bilderbuchrezeptionsforschung. Trier: WVT, S. 339-352.
  • Alexandra & Michael Ritter (2016): Mediale Zwischenwelten. Bilderbuch-Apps als Hybridphänomene an der Grenzlinie analoger und digitaler Literaturkultur. In: Markus Peschel/Thomas Irion (Hrsg.): Neue Medien in der Grundschule 2.0. Grundlagen - Konzepte - Perspektiven. Frankfurt/Main: Grundschulverband, S. 259-275.
  • Michael Ritter (2016): Übergangsphänomene. Neue Bilderbücher im Spannungsfeld analoger und
    digitaler Medienformate. In: Arno Rußegger/Tonia Waldner (Hrsg.): Wie im Bilderbuch. Zur Aktualität eines Medienphänomens. Innsbruck: StudienVerlag, S. 8-20.
  • Michael Ritter (2017): Rotkäppchen im Datenwald. Märchen-Apps für die Sprach- und Erzählförderung. In: Bonacker, Maren/Hering, Jochen (Hg.): Huckepack. Wie Bilderbücher stark machen. Betrifft Kinder extra. Weimar: Verlag das Netz, S. 28-30.

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