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Sammlung Eva Maria Kohl

Allgemeine Informationen zur Sammlung

Im Auftrag des Schriftstellerverbandes und des Kinderbuchverlages der DDR wurde im Sommer 1971 zum ersten Mal ein „Ferienlager der Poesie“ in dem kleinen Ort Schnett in Thüringen organisiert. Kinderbuchautor*innen wurden zu Lehrer*innen im Nicht-Schulfach „Fantasie“. Auf einer Wiese am Waldrand entstanden die ersten Verse, Märchen und Rätsel. Sie wurden Ausgangspunkt für die Entwicklung des didaktischen Konzepts der Schreibspielräume, das Eva Maria Kohl in zahlreichen Schreibwerkstätten weiterentwickelte. Die gesammelten Kindertexte aus den von Eva Maria Kohl durchgeführten Schreibwerkstätten sind Gegenstand zahlreicher Publikationen und führten schließlich zur Gründung des Archivs für Kindertexte, das 2017 zum Archiv für Kindertexte „Eva Maria Kohl“ umbenannt wurde.

Entstehung der Texte und der Sammlung

Anliegen der Schreibwerkstätten Eva Maria Kohls ist nicht die Frage, wie Kinder am effektivsten zum Erlernen der Schriftsprache angeregt werden können, sondern „unter welchen Umständen Kinder in Sprache ein anregendes und persönlich bedeutsames Gestaltungs- und Ausdrucksmedium finden können.“ (Ritter, Michael (2008): Wege ins Schreiben. Baltmannsweiler, 158) Es geht darum, „die Welt und sich selbst betrachtend, sie beschreibend, in eine sprachliche Form“ zu bringen (Kohl, Eva Maria (2001): Zum Schreiben verlocken und das Schreiben zeigen. Didaktische Konzepte zum Freien Schreiben. In: Grundschulunterricht H. 7/8,3). Die Neuerschaffung der Welt im Medium der Sprache als poetischer und schöpferischer Akt bildet den Mittelpunkt des Ansatzes, der im didaktischen Konzept des Schreibspielraums aufgeht. Das Konzept stützt sich auf zwei wesentliche Aspekte der kindlichen Erfahrung und Aneignung von Wirklichkeit:

  1. Das Konzept des Schreibspielraums „unterstützt die kindlichen experimentierenden Sprachentdeckungen mittels des Sprachspiels und stellt Baumuster des literarischen Gestaltens zur Verfügung“ (ebd., 6).
  2. Das Konzept „inszeniert Übergänge von der Alltagswirklichkeit in die fantastische Geschichtenwelt“ (ebd.).

Basis für die kreativen, sprachgestaltenden Ausdruckstätigkeiten von Kindern sind genaue Wahrnehmungen und sinnliche Eindrücke als „erste und unabdingbare Voraussetzung aller poetischen Produktion (Kohl, Eva Maria (1992): Wo beginnt Poesie? Kinder schreiben Gedichte und Geschichten. In: Praxis Grundschule, H. 09, 57). Die angestoßenen komplexen Schreibprozesse werden durch vorausgehende Phasen des Experimentierens und spielerischen Erprobens des sprachlichen Materials und durch eine Inszenierung der konkreten Schreibanregungen initiiert. Die von Michael Ritter und Eva Wunderlich erarbeiteten Dimensionen der Inszenierung bei Eva Maria Kohl stellen noch einmal wichtige Säulen des Ansatzes der poetischen Erkundung von Sprache mit Kindern dar (vgl. dazu ausführlicher Ritter, Michael/Wunderlich, Eva (2013): Poetisches Welterkunden im Spiegel von Kindertexten. Zur poetischen Dimension im didaktischen Konzept von Eva Maria Kohl. In: Alexandra Ritter/Michael Ritter/Norbert Schulz/Eva Wunderlich (Hg.): Poetische Spielräume für Kinder. Literarische Erfahrungen und sprachliche Produktivität in der Grundschule. Baltmannsweiler, 18-20):

  1. Die soziale Dimension der Inszenierung: eigene Texte vorlesen, anderen zuhören und in Gemeinschaft spielen
  2. Die leibliche Dimension der Inszenierung: Das Zusammenspiel von Wahrnehmung und Wörtern beobachten lernen
  3. Die magische Dimension der Inszenierung: Das Geheimnis suchen und die Wirklichkeit auf den Kopf stellen
  4. Die individuelle Dimensionen der Inszenierung: Die Lust am Spiel mit den Wörtern, den eigenen Weg suchen

Formale Beschreibung und Besonderheiten

Zu den einzelnen Schreibwerkstätten liegen zum Teil die Originaltexte und Zeichnungen der Kinder vor, z.T. auch die Gestaltung von kleinen Buchformen. Gleichzeitig sind die meisten Schreibwerkstätten dokumentiert und die Texte in transkribierter Form in Ringbüchern gebunden. Teilweise liegen die Texte auch digital vor.

Formal und inhaltlich finden sich innerhalb der Texte verschiedene epische und lyrische Formen, wobei ein deutlicher Schwerpunkt auf fantastischen Geschichten, Märchen, Gedichten und Sprachspielen liegt. Weiterhin sind viele Texte in expliziter Auseinandersetzung (Adaption und Transformation) mit literarischen Vorlagen (Weiterschreib-Geschichten von Eva Maria Kohl, wie z.B. die Knopfmärchen oder die Serviettenmärchen) entstanden.

Die Besonderheit dieser Sammlung liegt in der ästhetischen Qualität der Texte und der gestalteten Originale der Kinder, sowie einer Sammlung von Kindertexten über einen längeren Zeitraum, die aber alle von Eva Maria Kohl selbst im Rahmen von Schreibwerkstätten initiiert wurden.

Beteiligte Organisationen (Träger) und Mitarbeiter*innen

Die einzelnen Schreibwerkstätten fanden im Rahmen von unterschiedlichen Projektinitiativen mit diversen Trägern statt. Viele Werkstätten waren als mehrtägige Schulprojekte in Grundschulen in unterschiedlichen Bundesländern organisiert, u.a. in Thüringen, Niedersachsen, Brandenburg, Hessen, Sachsen-Anhalt

Leitende Mitarbeiter*innen
Prof. Dr. Eva Maria Kohl
zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeiter*innen

Zeitraum der Entstehung

seit 1971 fortlaufend in unregelmäßigen Abständen

Ort der Entstehung

Diverse, z.B. Grundschulen und Sekundarschulen deutschlandweit und auch international in Italien (Südtirol), Österreich und der Schweiz

Alter der Kinder

in der Regel Grundschulalter, einzelne Kinder auch darüber hinaus bis ca. 15 Jahre

Form und Umfang des Materials

  • Einzeldokumentationen von Schreibwerkstätten
  • Präsentationsmappen mit Fotos und Textbeispielen aus diversen Schreibprojekten mit Kindern im Vorschul- und Grundschulalter
  • Selbstgestaltete Bücher (Text und Bild) von Kindern (Originale)
  • Kindertexte und Dokumentationen von studentischen Projekten unter Leitung von Eva Maria Kohl (Raum Kassel und Halle)
  • Dokumentation einer Vorlesung „ Die Stimmen der Kinder. Kindertexte als Zeitdokumente“
  • Kindertexte, Fortsetzungsgeschichten, Briefe zu kinderliterarischen Texten von Eva Maria Kohl
  • Sämtliche Publikationen Eva Maria Kohls seit 1971 (Zeitschriftenaufsätze, Monografien, Anthologien, didaktische Materialien, Herausgeberschaften etc.)

Veröffentlichungen der Sammlung (Auswahl)

Kohl, Eva Maria (1978): Die Wolke ist ein Wandersmann. Erfahrungen mit schreibenden Schülern.  Reihe Resultate Nr. 5, Berlin: Kinderbuchverlag.

Kohl, Eva Maria (1989): Ich schreibe. Berlin: Kinderbuchverlag.

Kohl, Eva Maria (1993/1994): Zauberstift. Schreib-Spiele Nr. 1 bis 5  Berlin: Verlag Volk und Wissen.

Kohl, Eva Maria: (1994): Lehrerband zu den Zauberstiften 1-5.  Abenteuer Sprache. Freies Schreiben in der Grundschule. Berlin: Verlag Volk und Wissen.

Kohl, Eva Maria: (2006): Spielzeug Sprache. Ein Werkstattbuch. Erweiterte 2. Auflage, Weinheim/ Basel: Beltz-Verlag.

Kohl, Eva Maria (2000): Mäuseverse und Riesengeschichten. Eine Schreibwerkstatt mit Kindern. Seelze: Kallmeyer Verlag.

Kohl, Eva Maria (2005): Schreibspielräume. Freies und kreatives Schreiben mit Kindern. Seelze: Kallmeyer Verlag.

Kohl, Eva Maria; Ritter, Michael (2010): Schreibszenarien. Wege zum kreativen Schreiben in der Grundschule. Seelze: Kallmeyer Verlag.

Kohl, Eva Maria (2014): Kinder & Märchen. Was Erwachsene wissen sollten.  Seelze-Velber: Kallmeyer Verlag.

Veröffentlichungen zum Material

Kohl, Eva Maria; Ritter, Michael (Hg.): Die Stimmen der Kinder. Kindertexte in Forschungsperspektiven. Baltmannsweiler: Schneider Verlag 2011.

Ritter, Alexandra/Ritter, Michael/Schulz, Norbert/Wunderlich, Eva (Hg.) (2013): Poetische Spielräume für Kinder. Literarische Erfahrungen und sprachliche Produktivität. Baltmannsweiler.

Textbeispiele aus der Sammlung

Eine sonderbare Geschichte

Ich wollte meinem Goldfisch das Krähen beibringen. Nun probierte ich es schon das 109. Mal an diesem Tag. Aber mein Goldfisch krähte nicht. Ich lockte ihn mit viel Futter und dachte: Nun sag ich noch einmal „Kikeriki“ und dann wird er ganz bestimmt krähen.

Aber nichts geschah. Er fraß nur das Futter auf, steckte sein Maul aus dem Wasser und schnappte nach Luft.

Doch auf einmal sagte er: „Hallo“. Mir stiegen die Haare zu Berge. Ich wartete. Schließlich kam mein Goldfisch noch einmal aus dem Wasser und krähte. Dann legte er drei Hühnereier.

Ich wurde rot im Gesicht, schaute nochmals ins Aquarium und dachte: Morgen bringe ich meine Goldfisch das Autofahren bei.

Marcel, 10 Jahre

Quelle: Kohl 2005, 27


Der Drachen

Am ersten Schultag, einem schönen Septembertag, kam Wind auf. Der Wind vergrößerte sich, wurde ein Sturm. Ich stand vor unserem Haus und sah, wie ein bunter Drachen über die Straße flog. Komm her! dachte ich. Flieg mich zur Schule!

Da kam der Drachen tatsächlich und setzte sich auf einen der Apfelbäume nieder. Ich hielt mich am Drachen fest, und er stieg mit mir immer höher. Bald sah ich unsere Stadt wie eine Zwergenstadt. Ein Flugzeug wollte mit dem Drachen um die Wette fliegen, doch er gab sich Mühe, und der Wind half ihm dabei. Mein Drachen schaffte es! Die Vögel setzten sich auf meinen bunten Drachen und sangen Lieder. Der Wind wollte die Vögel durch sein Schnarchen und Sägen übertönen. Doch die Vögel konnten viel mehr als er. Sanft setzte mich der Drachen auf einen der Laubbäume unserer Schule ab, doch ich verfing mich im Geäst des Baumes, nur mit Mühe konnte ich loskommen. Ich stürzte zu Boden und riß mir ein Loch in die Hose.

In der Schule erzählte ich, was ich mit meinem Drachen erlebt hatte, doch keiner wollte mir glauben, und alle lachten mich aus. In diesem Moment ging die Klassentür auf, und meine Mathematiklehrerin trat ein. „Was soll der Unsinn!“ sagte sie zu mir. Und dann erklärte sie mir groß und breit, daß ein Papierdrachen kein Kind tragen kann.

Da bin ich ans Fenster getreten und habe meinen Papierdrachen gerufen. Er kam, ich setzte mich auf seinen Pergamentrücken, und er flog mit mir dreimal um die Schule.

Andrea Kintz, 13 Jahre

Quelle: Kohl  1978,85


Wie die Schafe entstanden

Es waren einmal zwei Riesen, die sehr gern strickten.

Eines Tages fielen die Wollknäuel auf die Erde.

So entstanden die Schafe.

Elmo, 12 Jahre

Quelle: Kohl 2005,28


Die kluge Stunde

Es war einmal eine Uhr, der riß eine Stunde aus. Es war die Abendstunde. Als es nun Abend wurde, blieb die Zeit stehen. Alle wunderten sich. Wo war die Stunde? Alles wurde kunterbunt. Die Uhr gehörte einem kleinen Mädchen. Sie unterhielt sich oft mit ihr und wußte, was die Stunde interessierte. Deshalb suchte sie sie in der Stadtbibliothek. Tatsächlich, die Stunde war dort. Sie steckte gerade in dem Buch „Die Schatzinsel“ bei Kapitän Flint. Das Mädchen sagte zu der Stunde: Komm wieder. Ich bringe dir auch immer Bücher mit. Seitdem ist die Stunde immer klüger als die anderen.

Susanne Voigt, 11 Jahre

Quelle: Kohl 1999,92


Kurzgeschichte

Eines Tages aß sich das Nudelpferd selbst auf.

Katharina, 9 Jahre

Quelle: Kohl 2005,28


Der Hahn, der die Nachtschicht erfand

Es war einmal ein Hahn, der krähte jeden Tag um fünf Uhr. Da wußten die Bauern, daß nun Arbeitsschluß war. Aber eines Tages krähte der Hahn nicht, denn seine Uhr war kaputtgegangen. Die Bauern arbeiteten bis spät in die Nacht - und so war die Nachtschicht erfunden.

Martina Stürmer, 13 Jahre

Quelle: Kohl 1999,75


Die Mitternachtsstunde

Die kleine Armbanduhr hatte wie jede Uhr 24 Stunden. Die 24. war die Jüngste. Eines Tages, als gerade die verschlafene zweite Stunde herrschte, schlich sie sich davon. Sie hatte es satt, immer vor den kleinen Gespenstern, die gegen Mitternacht auftauchen, Angst zu haben. Sie wanderte in die Welt. Auf einem Baum machte sie es sich bequem und schlief ein. Als sie wieder aufwachte, hatte gerade die 11. Stunde Dienst. Gleich wird sie mich entdecken, sorgte sich die Mitternacht.

Aber es war schon zu spät. Die 11. hatte sie entdeckt und flog mit ihr nach Hause. Von nun an legte sie sich ein Tuch über die Augen, damit sie die Gespenster nicht sehen mußte.

Sinilka Bischoff, 11 Jahre

Quelle: Kohl 1999,92


Schöner Traum

Zu einem meiner schönsten Träume gehört der: Als ich Geburtstag hatte, kam mein Onkel auf seinem Pferd angeritten. Er fragte, ob ich auch reiten möchte. Ich sagte: Ja. Dann fragte er, ob ich es haben möchte. Klar, sagte ich. Wer will denn schon kein Pferd haben? Ich ritt den ganzen Tag.

Daniela Neumann, 10 Jahr

Quelle: Kohl 1999,96


Drei Riesen langweilen sich

Es waren einmal drei Riesen; Dirk Drückewolkenaus, Tilo Häuserquetsch, Rocko Schmeißhimalaja. Sie hatten Riesenlangeweile. Da beratschlagten sie, was sie für ein Riesenspiel machen könnten. Dirk sprach: „Wir drücken Wolken aus! Dann können wir Mondfußball spielen.“

Doch keiner hatte Lust dazu. Sie überlegten weiter. Schließlich sagte Tilo Häuserquetsch: „Wie wäre es denn, wenn wir mit einem Vesuvlagerfeuer Indianer spielen würden?“ Wieder war keiner einverstanden. Doch da hatte Schmeißhimalaja einen Rieseneinfall. Er sagte: „Wir können ja im Pazifikplanschbecken Schiffchen spielen!“

Und schon sprangen alle auf und holen vom Persischen Golf eine Handvoll Supertrawler und spielten damit im Pazifik. Und wenn ihr mal vom Sturm über dem Pazifik hört, so sind es bestimmt die drei Riesen, die pusten, damit ihre Schiffchen fahren.

Mike Flor, 13 Jahre

Quelle: Kohl 1999,70


Das müdegewordene Buch

Es war einmal ein Buch, das wurde immerzu aufgeschlagen. Das gefiel dem Buch nicht. Es wollte auch einmal schlafen.

Darum beschloß es, sich von innen festzuhalten. Als der nächste kam, konnte er sich noch so sehr mühen, er bekam das Buch nicht mehr auf.

Anna Roggemann, 10 Jahre

Quelle: Kohl 1999,77


Sturmnacht

Die Bäume schaukeln hin und her.

Der Wind heult durch die Äste.

Er reißt an der Zeltwand,

er zaust dein Haar,

er wirbelt die Gardine.

Aber wir,

wir schlafen.

Gisela, 12 Jahre

Quelle: Kohl 1978,96


Rätsel

So schwarz wie der Lieblingshengst Winnetous

So schwarz wie das Meer der Indianer

Sie schleicht leise herbei

Wie eine Miezekatze.

( die Nacht)

Jana, 12 Jahre

Quelle: Kohl 2005,120


Rätsel

Das Ding, was ich suche,

liegt ganz weit oben am Himmel.

Wenn du genau hinsiehst,

erkennst du vielleicht einen Schimmel.

Es ist weiß oder grau.

Wenn es nicht da ist,

ist der Himmel blau.

(die Wolke)

Jeanette, 10 Jahre

Quelle: Kohl 2005,100


Ich

Ich esse ein trockenes Brötchen.
Ich gucke Löcher in die Luft.
Ich weiß nicht, was ich schreiben soll.
Ich schaue ins Wasser, in die Wiesen,
wo die Kühe weiden.
Ich schaue die Waldränder an,
die in der Ferne mich anschauen.
Ich habe einen Fisch im Wasser gesehen.
Doch dann ist er verschwunden.
Ich schaue die Berge an
wie sie so leer dastehen.
Nur die Wiesen und Bäume sind bei ihnen
und noch mehr Hügel stehen da.
Keiner gleicht dem anderen.

Ich blicke mich um,
wie die anderen Kinder
nachdenken und grübeln.
Ich wußte nicht, was ich schreiben sollte.
Aber am Ende
kam eine volle Seite raus.

Juliane Bendin, 12 Jahre

Quelle: Kohl,2005 23


Die Zeit

Die Zeit verrinnt geschwind.

Ist sie dort,

Ist sie fort.

Ist sie da,

Ist sie rar.

Setzt sie sich nieder,

Verschwindet sie wieder.

Denise, 9 Jahre

Quelle: Kohl 2005,60


Ach, heute bin ich froh

Ach, heute bin ich froh.

Warum?

Einfach nur so.

Ich schwinge meine Arme

Hin und her.

Warum?

Es ist nicht schwer.

Ich hole die Post.

Warum?

Heute ist kein Frost.

Ach, heute bin ich froh.

Warum?

Einfach nur so.

Denise, 9 Jahre

Quelle: Kohl 2005,60


Der Hund

Nachts lag der Hund

Vor dem Fenster.

Und knurrte vor sich hin.

Er dachte

Dass er nicht mehr geliebt wird.

Katharina, 8 Jahre

Quelle: Kohl 2005,28


Warum der Himmel blau ist

Warum ist eigentlich der Himmel blau?

Vor etwa 70000000000000000000 Jahren war der Himmel rosa: Weshalb rosa?

Nun, weil es eben sehr modern war. Deshalb war der Himmel auch sehr eingebildet.

Er rief von früh bis spät: „Ich bin der schönste von allen!“ Der Mond war darüber sehr böse.

Er sagte zum Himmel: „Himmel, du warst für uns ein guter Freund, aber seitdem du rosa bist, bist du sehr eingebildet, deshalb verachten dich die anderen. Du sollst die Farbe blau erhalten.“

Und so wurde es dann auch. Wenn ihr seht, dass der Himmel grau ist, so wisst ihr jetzt, dass er wütend ist. Wenn es regnet, dann weint der einst rosarote Himmel. Das ist die wahre Geschichte vom Himmel. Mehr weiß ich auch nicht.

Thekla Siedt, 8 Jahre

Quelle: Kohl 2005,28


Nimmerland

Es war einmal ein Boot, das war im Meer verloren.

Als die Besatzung nach Land Ausschau hielt, entdeckten sie die Insel Nimmerland.

Keine andere Insel war wie diese.

Es gab Elfen, fliegende Schafe, sprechende Äpfel und vieles mehr.

Aber es gab auch Drachen, böse Drachen.

Alle fünfhundert Jahre kamen sie und verwüsteten die Insel.

Doch dieses Jahr nahmen es die Gestrandeten mit ihnen auf.

Sie gewannen den Kampf , denn sie hatten eine Geheimwaffe:

Sie halfen sich gegenseitig, und das machte den Drachen schwach.

Ingo Madel, 9 Jahre

Quelle: Kohl 2005,31


Sechs Tauben, vier Eisbären

Sechs Tauben

Vier Eisbären und

Zehn weisse Ziegen

Saßen im Schnee.

Da kam ein Aut

Voller Kohlen und hupte:

Weg mit euch!

Jennifer, 9 Jahre

Quelle: Kohl 2005,33


Gedicht für meine Filzstifte

Blau- wie der Himmel am Tag.

Grün- wie die Wiese im Garten.

Gelb- wie die Sonne am Himmel.

Lila- wie mein schönstes Kleid.

Rot- wie mein neues Buch.

Orange- wie meine Lieblingsmarmelade.

Braun- wie der älteste Baum.

Schwarz- wie die Nacht der Träume.

Dunkelgrün- wie das Meer.

Hellgrün- wie die Blätter der Blumen

Melina, 9 Jahre

Quelle: Kohl 2005,57


Quellen der Texte:

Quelle: Kohl, Eva Maria (2005): Schreibspielräume. Freies und kreatives Schreiben mit Kindern. Seelze-Velber: Kallmeyer Verlag,

Kohl, Eva Maria (1978): Die Wolke ist ein Wandersmann, Erfahrungen mit schreibenden Schülern. Reihe Resultate Nr. 5, Berlin.

Kohl, Eva Maria (1999): Mäuseverse und Riesengeschichten. Eine Schreibwerkstatt mit Kindern. Seelze.

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